Garten ist nicht nur hinter dem Haus!

Er heißt VORgarten, weil er vor dem Haus liegt, aber er ist auch ein richtiger Garten!

In der letzten Zeit ist der Vorgarten etwas ins Gerede gekommen. Tatsächlich vor allem dann, wenn er gar kein Garten mehr ist, sondern nur noch ein Parkplatz oder eine Schotterwüste, aus der eher kläglich als schön ein paar immergrüne Planzen sprießen.

Allerdings ist der Vorgarten auch ein schwieriges Terrain. Oft fehlt ein Wasseranschluss, die Lage ist nicht ideal, es gibt Trockenheit , starke Sonne und auch Schatten. Eine Herausforderung, allerdings nicht aussichtslos.

Es gibt eine ganze Menge Pflanzen, die gut mit diesen Verhältnissen zurechtkommen und auch den Platz vor dem Haus nicht bis auf eine kleine Rabatte am Rande des Weges dem Rasen überlassen, der zumindest bei uns nicht gut gedeiht, wenn er so offen daliegt, trocken und von Sonne und Wind zugerichtet.

In meiner Straße ist die Rasenfläche vor dem Haus eigentlich obligatorisch. Vier Jahre lang hatten wir auch nur Beete unmittelbar vor der Hauswand und entlang des Weges. Aber vor drei Jahren habe ich angefangen, den Vorgarten zu dem zu machen, was er heute ist- eine blühende Oase voller Blumen und Gemüse, extrem attraktiv für Insekten und tatsächlich auch viel leichter in Schuß zu halten, als die Rasenfläche. Und der verbliebene Rasen, der dem Vorgarten seine Form gibt, profitiert davon, dass die Pflanzen in den Beeten den Boden stark beschatten und die Feuchtigkeit lange halten.

Tatsächlich musste ich etwas experimentieren, bis ich die richtige Mischung aus Stauden und Gräsern gefunden habe, die den Vorgarten ganzjährig schön machen.

Angefangen hat alles mit meiner Neigung, Pflanzensamen von Stockrosen zu sammeln.

Die ersten Stockrosensamen habe ich 2014 aus dem Englandurlaub mitgebracht und einfach in die Rabatten gestreut und mich nicht mehr darum gekümmert. Stockrosen mögen es, wenn man sich nicht um sie kümmert! Wenn der Boden locker und eher trocken und karg ist, sie als einjährige, noch nicht blühende Pflanzen etwas unter den Büschen stehen, dann entwickeln sie sich prächtig.

Die Entscheidung für den Vorgarten war zunächst alleine der Tatsache geschuldet, dass im Garten hinter dem Haus der Boden für die vielen Rosen sehr humus- und nährstoffreich ist. Da gedeihen Stockrosen nicht. Wenn sie überhaupt wachsen, dann bleiben sie klein und blühen kaum.

Um Platz für mehr Blumen zu schaffen sind die Beete im Laufe der Jahre immer breiter geworden, aber so richtig schön war der Vorgarten trotzdem nicht. Alles wuchs irgendwie durcheinander und die Rasenfläche hat sich spätestens im Juni verabschiedet und den Rest des Sommers auch nicht mehr erholt.

Dort, wo im Sommer der Rasen am schlechtesten war, habe ich im letzten Jahr dann ein großes Beet angelegt. Ein klassisches „Mixed Border“. Groß ist auch deswegen besser, weil es einer gut gemischten Gemeinschaft aus Pflanzen leichter fällt, das ganze Jahr über gut auszusehen. Man stützt sich bei Wind, beschattet sich gegenseitig vor der Sonne und wechselt sich mit dem Blühe-und Erholphasen ab!

Der extrem schwierige, trockene und manchmal auch überfahrene Bereich direkt an der Straße wird tapfer von Geranium und Katzenminze bewohnt. So trocken mögen es die allermeisten Pflanzen nicht. Dazu etwas Lavendel und Thymian, dazwischen für die frühen Blüten etwas kriechender Phlox. In der zweiten Reihe wachsen, ohne sich an die Vorgaben zu halten: Margeriten, die Stockrosen und Gräser, überall dazwischen blühen zuerst der Mohn und später die Sommerastern, die sich selber aussäen und so die optimalen Plätze finden.

In der etwas schattigeren und darum auch nicht so trockenen Mitte wachsen Phlox, Sonnenhut, Mädchenauge, Mangold, Tomaten und Helenium um die Wette und bilden ein schönes Ensemble um den Zierapfel, der auch im Winter für Höhe und Struktur im Beet sorgt.

Querbeet verbreitet sich dazwischen die Sommersonnenblume (Helianthus decapetalus Meteor), Sonnenhut, richtig echte Sonnenblumen, Lilien und Montbretien, am Rand zum Haus wachsen Nelken und Kapuzienerkresse, Tagetes und Erdbeeren.

Wirklich bewährt hat sich der Vorgarten zum Gemüseanbau! Es ist trocken und sonnig, es ist windig- der ideale Platz für Tomaten, die es lieben, wenn die Blätter nicht feucht sind. Und für alle mediterranen Kräuter, die ebenso wie die Katzenminze im vorderen Teil Richtung Straße das schwierige und sehr trockene Gelände schmücken. Dost, Thymian, Oregano, Majoran und Lavendel locken darüber hinaus sehr viele Insekten an.

Näher am Haus gedeihen der als Pflanze sehr attraktive Mangold, Salat, Radieschen, Johannis- und Stachelbeeren ebenso gut, wie Kürbis oder Zucchini. Und natürlich Kohl.

Ich teile die Sorge meiner Nachbarn nicht, dass jemand mein Gemüse einfach mitnimmt.

Tatsächlich müsste man dann erst einmal wissen, dass das Gemüse ist, was da zwischen den Blumen wächst…

Der Vorgarten hat aber natürlich nicht nur sonnige Flächen.

Wie es sich für ein ordentliches Haus gehört, liegt der Vorgarten nach Norden und durch den Vorsprung des Eingansbereiches haben wir selbstverständlich auch ein großes „da wächst nichts“-Beet vor der Hauswand, das im Schatten liegt und auch kaum Regen abbekommt.

Da hilft nur Gesträuch!

Unmittelbar vor dem Haus wachsen eine Felsenbirne, schöne Rhododendren, ein großer Buchs, das dunkellaubige Exemplar des Holunders ein Perücken -Strauch und ?

Und über den Boden verteilt, schön dicht beieinander, damit sich kein Unkraut einnisten kann:

diverse große und kleine Hosta, Sedum, Waldmeister, Heuchera, Lungenkraut, schaumblütiges Herzblatt und die fantastische Teppich-Brombeere (Rubus Calicinoides „Emeral Carpet“) , die ich mal beim Besuch im Park der Gärten entdeckt habe und seither als Bodendecker sehr schätze.

Sie alle sorgen dafür, dass die „schwierige Schattenecke“ ganz unkompliziert gut aussieht.

Es ist ein Wunder der Natur, dass es für jeden Winkel die passenden Pflanzen gibt!

Es gibt also keinen Grund, den Vorgarten nicht als Garten zu sehen!

Dieses Stück Garten an der Straße ist zudem überaus kommunikationsfördernd, denn während ich dort gieße oder arbeite, schwatze ich viel mit den Nachbarn, die ich hinten im Garten nicht zu Gesicht bekomme.

Und ein üppiger Vorgarten hilft darüber hinaus, sich leichter orientieren zu können: Besuch, der zum ersten Mal kommt wird bei uns mit einem einzigen Satz vor die richtige Eingangstür bugsiert – wir wohnen da, wo die vielen Blumen im Vorgarten stehen !

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