Malte heißt jetzt Kevin

Der Kreiszeitung war es heute einen Artikel wert! Neuer Blickfang auf Nienburgs Spielplätzen.

Das ist schön. Es ist gut, dass die andauernde Entfernung der Spielgeräten von den Spielplätzen einmal unterbrochen wurde durch das Aufstellen neuer Geräte. Das wurde auch Zeit!

Trotzdem. Es bleibt ein bitterer Nachgeschmack und so ganz kann ich auch nicht mitgehen mit der in der Pressemitteilung der Stadt formulierten These, man habe sich bei der Geräteauswahl der Neuanschaffung am bisherigen Spielplatz orientiert…

Ganz rechts im Bild ist das neue Spielgerät auf dem „Krokodilspielplatz“ im Neubaugebiet Bunsenstraße. Selbst mit ganz viel Fantasie ist das kein Krokodil!

Das namensgebende Reptil in Form einer bekletterbaren Rutsche war vor ein paar Wochen plötzlich veschwunden. Genau wie die Burg auf dem gleichnamigen Spielplatz „Auf der Postwacht“. Dem „Burgspielplatz“ ohne Burg war ein „Krokodilspielplatz“ ohne Krokodil gefolgt.

Nicht so schlimm, denn der „Burgspielplatz“ hat inzwischen seinen alten Namen, nämlich „Engländerspielplatz“ einfach wieder angenommen und nachfolgende Generationen werden sich vielleicht fragen, warum der Spielplatz an der Bunsenstraße von den Älteren „Krokodilspielplatz“ genannt wird?

Gut, dass es nicht so einfach sein wird, den Berg am „Bergspielplatz“ abzutragen…

Wirklich schade ist allerdings, dass das Konzept hinter diesen Spielplätzen offenbar völlig aus dem Bewusstsein geraten ist.

Der „Engländerspielplatz“ hat nämlich nicht ohne Grund eine Burg bekommen.

So, wie man heute die Corona-Varianten nicht nach den Ländern benennt, in denen sie zuerst aufgetreten sind, so hat man sich zu Beginn der „Sozialen Stadt Lehmwandlung“ Gedanken gemacht, Diskriminerungen zu vermeiden und neutrale Orte geschaffen, die für ALLE zur Verfügung stehen und bespielt werden dürfen.

Nach langen Diskussionen, viel Engagement und zahlreichen Umfragen unter den Kindern und Jugendlichen, was sie sich wünschen, sind Spielplätze für ganz unterschiedliche Bedarfe entstanden. Der AK Wohnumfeld hat dabei eine wichtige Arbeit geleistet und viel für Völkerververständigung und Integration getan, Areale geschaffen, die gleichermaßen individuell wie verbindend waren.

Der Zahn der Zeit, hoher Spieldruck (hier leben eben überdurchschnittlich viele Kinder, die keinen eigenen Garten mit Spielgeräten haben) und mangelnde Unterhaltungspflege haben dafür gesorgt, dass diese Arbeit wenig Wertschätzung erfahren hat und die einst besonderen Spielplätze in der Lehmwandlung so nach und nach verrottet sind.

Und jetzt steht auf dem „Krokodilspielplatz“ ein eher durchschnittliches Spielgerät, das mit einem Krokodil so viel Ähnlichkeit hat, wie ein Elefant mit einem Klappfahrrad. Immerhin- ein Spielgerät. Soweit hat es der Burgspielplatz noch nicht geschafft. Es wird Zeit, dass man sich mehr Gedanken darüber macht, welche Bedeutung Spielplätze haben und warum es nicht reicht, irgendein Spielgerät dort aufzustellen. Identitätsstiftend muss das sein und Perspektiven bieten, es muss gemeinsam mit denjenigen entwickelt und erarbeitet werden, die es anschließend nutzen und in ein passendes Konzept eingebettet werden. Da waren wir schon mal erheblich weiter. Alles für die Katz?

Nein, durchaus nicht. Es gibt Lichtblicke. Meine Mutter unterscheidet die Kreisel im Nordertor in Edeka-Kreisel und NoLi-Kreisel…. NoLi… Meine Güte, dass sich das solange hält! Vom Kino (NordertorLichtspiele) über den NoLi-Einkaufsmarkt zum NoLi-Kreisel…

Da, wo ich herkomme gibt es dafür eine treffende Umschreibung:

Man kann einen Jungen aus Korweiler nehmen, aber nicht Korweiler aus dem Jungen!

Malte heißt jetzt Kevin. Sonst ist alles beim Alten.