Big dreams and small places

Es ist ein wichtiger Prozess im Leben zu lernen, dass man am glücklichsten ist, wenn man mit dem umgeht, was man hat.

Träumen ist natürlich erlaubt, aber so mancher Traum stellt sich nicht nur als unerfüllbar sondern auch, in die Realität transformiert, als gar nicht mehr so erstrebenswert heraus.

Ein Cottage mit 1000 Quadratmetern Garten drum herum, eingebettet in die hügelige englische Landschaft… und ich den ganzen Tag unterwegs mit Schere und Körbchen, ernten und gärtnern.

Tatsächlich hat sich dieser Traum in einem Urlaub in eben so einem Cottage stark relativiert, denn obwohl es Sommer war, war die Bude irgendwie muffig und dunkel und die Aufteilung der Räume unpraktisch und beengt. Aber der Garten! Ein Traum!

In der Realität lebe ich auch nicht in Englands grünen Hügeln, sondern in einem Reihenhaus in der Nienburger Lehmwandlung. Warm, hell und trocken. Mit 160 Quadratmetern Garten, immerhin nach Süden!

Als wir das Huas gekauft haben, ging ein Betonplattenweg schnurstracks von der Küchentür zum Gartentor, rechter Hand hoch aufgewachsene Sträucher, in der Mitte 8×8 Meter Rasenfläche, am linken Rand Rhododendren und Thuja, im Beet an der Terrasse einige Rosen und Buchsbaum, der seinem Namen alleine von den Ausmaßen her alle Ehre gemacht hat.

Nicht grade das, was man einen Cottage-Garden nennen könnte und es war ein langer, langer Weg, bis mein Cottage-Garden, der eigentlich eher einen Back-Yard ist, endlich auch so aussah.

Zentrales Element dieser ganz wunderbaren Gärten ist das gemischte Beet, das sogenannte „Mixed Border“.

Anderes als im hiesigen Bauerngarten nicht unbedingt eine formelle und symmetrische Einfassung von Beeten, in denen mal Blumen und mal Gemüse angebaut wird.

Es scheint ein wenig wild und ist üppig, schwappt im Laufe des Sommers, wenn man nicht aufpasst, auf den Rasen über, der darum in der Regel ordentlich kurz ist, es summt und brummt… Es ist ein Rausch aus Farben und Düften und im Laufe des Gartenjahres so abwechslungsreich ist wie ein Kaleidoskop, denn die Zusammensetzung der Pflanzen ist der Gärtnerin überlassen und variiert alljährlich in Farben und Formen

Wenn in Dokumentationen über tolle Gärten die Gärtner*innen gefragt werden, wie sie ihre Leidenschaft für Gärten denn entwickelt haben, dann ist die Antwort fast immer, man habe immer mit der Oma/ dem Opa im Garten gearbeitet und nebenbei alle Weisheiten aufgesaugt usw.

Nun habe ich leider keine Oma, die mich schon als Kind mitgenommen hat, um ihren Cottage-Garden zu pflegen und zurück aus dem Urlaub in Norfolk waren auch die Möglichkeiten recht beschränkt, einfach mal bei anderen Cottage-Gärten hinter fremden Reihenhäusern nach Inspiration zu suchen.

Ein Reihenhaus-Backyard-Cottage-Garden ist zudem in vielerlei Hinsicht etwas anderes, als ein Garten, der sich in größeren Dimensionen ausbreiten kann. Und schließlich war überall zu lesen- ein solches Beet sei mindestens drei Meter tief!

„Small gardens can be beautyfull, but demanding“

Monty Don

Nach einem Stapel Garten(plan)bücher und am Ende stundenlanger Suchen im Internet war ich nicht viel weiter. Zwar gab es Beispiele für Reihenhausgärten im Cottage-Garden-Style in den einschlägigen deutschen Gartenmagazinen, die kamen aber nicht einmal in die Nähe dessen, was mir vorschwebte.

Ich fand sogar einige wenige Staudengärtnereien, die mir die gewünschten Pflanzen liefern könnten, aber die meisten der Pflanzen, die ich eigentlich haben wollte, die gab es hier nicht- dunkellaubige Stauden sind in Deutschland erst sehr viel später ein wenig in Mode gekommen und bis heute ist es für Privatmenschen schwierig geblieben, das Saatgut für typisch englische Sommerblumen zu besorgen.

Auf die Tatsache, dass man viel lernen und Erfahrungen sammeln muss, wenn man Pflanzen aus Samen zieht, werde ich heute noch nicht weiter eingehen

Am Ende waren es drei Dinge, die meine Einstellung zum Garten maßgeblich beeinflusst und mich Schritt für Schritt meinem Cottage-Garden näher gebracht haben:

  1. Englische Gartensendungen („Gardeners World“, „Garden Rescue“ und „Love your Garten“, die man bei Youtube schauen kann!)
  2. „Down to Earth“ – Monty Dons ultimatives Buch über das Gärtnern
  3. und viel Geduld. Vor allem mit mir.

Es gibt viele gute Gartenbücher und eine Menge Leute, die viel von Pflanzen und Garten verstehen. Was ich hier aufschreibe, sind meine Erfahrungen, die ich teilen möchte. Etwas unorthodox vielleicht, aber nützlich, denn vor allem kleine Gärten sind eine Herausforderung.

Ich möchte hier vor allem Mut machen, sich auf das Abenteuer Garten einzulassen, auszuprobieren und sich nicht von allzu viel Anspruch beschränken zu lassen. Wenn man malt, ist das Ergebnis ein Bild, wenn man gärtnert wird es ein Garten! Die Qualität kommt mit der Zeit durch Erfahrung und Übung. Nicht abschrecken lassen- loslegen!

Wer also nach ein bisschen Hilfestellung auf dem Weg zum eigenen kleinen Cottage-Garden sucht- bitte sehr, ich hab hier ein paar Dinge zusammengestellt, die dabei vielleicht weiterhelfen

Kapitel 1– Es ist, wie es ist

Kapitel 2– Platz hat man nicht, den macht man sich

Zum Einstieg in Thema empfehle ich diesen schönen Beitrag über „amazing flower borders“ also zu Deutsch „tolle Beete“.

Reinschauen lohnt sich auf jeden Fall, schon, um ein „englisches“ Gefühl für diese besondere Liebe zum Garten und zu außerordentlich üppigen und prachtvollen Beeten zu bekommen. Der Titel ist äußerst vielsagend- „How to make a flower border look amazing“ …. lovin it!

Kapitel 3- Platz für junges Gemüse

Kapitel 4- Wenn es eng wird „untenherum“