Freud und Leid

Zwischen zwei Aufgaben am Schreibtisch ist noch etwas Zeit, für ein Stündchen in den Garten zu gehen. Die nachwinterliche Pflege der vielen Rosen bedarf noch etwas Aufmerksamkeit und die ungeliebten Aufgaben lasse ich gerne etwas auf mich zukommen.

Ein Pflegegang darf allerdings nicht zu lange warten- der große Rosenbogen mit „Laguna“ und „Veilchen blau“. Denn wenn die Rosen anfangen auszutreiben, dann ist es zu spät. Rambler und Kletterrosen kann man dann nicht einfach noch zurückschneiden.

Die Rosensorte „Veilchenblau“ ist so eine Rambler-Rose und wurde von Hermann Kiese gezüchtet und von Johann Christoph Schmidt 1909 eingeführt. Sie ist purpurviolett mit weißem Auge, einmalblühend und hat fast dornenlose Triebe. Außerdem ist sie recht winterhart und darum gut geeignet für den freistehenden Bogen in der Kaltschneise unseres Gartens. Wenn es irgendwo friert, dann dort!

Die Herausforderung ist allerdings, dass sie zwar lange und sehr üppig blüht, aber eben nur EINMAL.

Der Bogen erstreckt sich über fast drei Meter, was lag also näher, als die schöne „Veilchenblau“ durch eine öfter blühende Kletterrose zu ergänzen?

Unbedacht und nur von der Schönheit geblendet, habe ich mich vor drei Jahren für eine „Laguna“ entschieden. Eine Schönheit, wie sie auch unter Rosen selten ist! Wuchsfreudig vor allem und nicht geizig mit immer neuen Blüten. Den ganzen Sommer lang.

Die wunderschöne Laguna ist eine Züchtung aus 2004 von W. Kordes‘ Söhne . Ihre anmutigen Blüten strahlen in kräftigem Rosarot, verbreiten dazu einen tollen Duft und wie es sich für eine moderne Kletterrose gehört, ist sie sehr robust und gesund, schmückt sich seit 2007 mit dem

Soweit in Ordnung. Darum ist es für die „Laguna“ auch kein Problem, wenn sie über Winter viele alte Blätter behält, die irgendwann im Laufe des Frühsommers dann unter den neuen verschwinden und abfallen.

Die Veilchenbleu ist allerdings eine recht alte Züchtung und nicht so robust gegen Mehltau und Sternrußtau. Da die beiden Rosen in den Bogen miteinander verflochten sind (soll ja aussehen wie eine!), steckt sie sich sehr leicht mit den Pilzsporen auf den alten Blättern der Laguna an.

Was hilft es also?

Alle alten Blätter müssen jetzt abgemacht werden und in einem vorsichtig die Triebe beider Rosen wieder an den Bogen gezurrt werden, damit die Form erhalten bleibt. Vorsichtig, um die Zweige nicht zu stark zu beengen oder gar zu knicken und auch, um mich nicht mehr als nötig dabei zu verletzen, denn die Laguna ist eine Diva mit extrem vielen und sehr scharfen Dornen. Unmöglich, ihnen zu entgehen.

Und so habe ich also heute am Nachmittag wie der Prinz in Dornröschen an der undurchdringlichen Hecke immer wieder versucht mich zu befreien und jetzt gehe ich das Pflaster suchen, um die Kratzer an Armen und Händen zu versorgen.

Truths and roses have thorns about them.

Wahrheiten und Rosen kommen nicht ohne Dornen“

Henry David Thoreau

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