Kapitel 2- Platz hat man nicht, den macht man sich

Das Beet braucht einen schönen Hintergrund. Auch und vor allem im kleinen Garten!

Im klassischen Cottage-Garden sind die Beete in der Regel so aufgebaut, dass es im Hintergrund Büsche und sogar Bäume gibt. Das geht im kleinen Garten eher selten und darum muss der Aufbau der Mixed Borders hier anders gedacht werden. Das Beet braucht einen Hintergrund, keine Frage, aber wenn man dazu Sträucher pflanzt, dann sind die ersten 1,5 Meter des Beetes schon belegt.

In der Regel wird im kleinen Garten der Beethintergrund durch den Zaun zum Nachbargrundstück abgegrenzt. Auf diesem Winterfoto kann man das bei mir gut sehen. Wir haben dazu Holzelemente und Stabmattenzaun gesetzt. Was man auf diesem Bild nicht so gut sehen kann ist, dass diese Elemente ausnahmslos bewachsen sind, also im Sommer sehr schön grün und abwechselnd blühend die Rückseite des davor liegenden Beetes bilden. Vier Kletterrosen („Gruß aus Heidelberg“, „Bennetts Seedling“, „Gold, Star“ und „Veilchen Blau“) teilen sich mehr oder weniger friedlich den Zaun mit zwei Montana-Clematis, einer Kletterhortensie und einem Feuerdorn, der im Winter auch Laub trägt und seine schönen Beeren zeigt.

So bleibt der Platz, den Sträucher brauchen würden frei für die Pflanzen, die das Beet im Sommer füllen.

Um den Übergang von oben nach unten zu gestalten, gibt es ein paar mittlere und hohe Rosenstämme und einem großen Kübel, der den ganzen Winter über die blühenden Christ-und Lenzrosen präsentiert, die sich in verschiedenen Varianten auch in den übrigen Beeten überall im Garten wiederfinden und alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Im Sommer schmücken ihn dann Canna, Dahlien und Lilien, die erst im Mai dazugesetzt werden, wenn die Helleborus in die Sommerpause gehen.

„Helleborus Niger“ und „Helleborus Orientalis“, die weißen und bunten Sorten des Nießwurz sind nicht nur schön, sondern auch langlebig und pflegeleicht. Allerdings wird immer empfohlen, sie an den Gehölzrand zu pflanzen. Einen Gehölzrand gibt es im kleinen Garten eher selten, aber auf die schönen Winterblüher muss man dennoch nicht verzichten. Meine wachsen mitten im vollsonnigen Beet. Das macht ihnen nichts aus, denn den Sommer über verschwinden sie fast völlig unter den anderen Pflanzen und leben im Schatten von hohem Rittersporn und großen Dahlien, bis nach deren Absterben im Herbst ihre Zeit wieder gekommen ist. Dann gibt es eine Portion zermahlene Eierschalen für alle und ab Dezember sind sie die Königinnen im Winterbeet und erste Futterspender für die Insekten im Februar und März.

Freie Bodenfläche ist im Cottage-Garden ein Graus

Der große Vorteil des Cottage-Garden mit seiner üppigen Pracht ist, dass alle Flächen bewachsen sind und für Beikräuter kein Platz mehr bleibt. „Unkraut jäten“ ist darum eine Tätigkeit, die kaum zu meinen Aufgaben gehört.

Im Sommer ist es kein Problem, alle Stauden, Knollen und Sommerblumen leisten ihren Beitrag dazu, dass man den Boden nicht mehr sieht, also auch kein Licht dorthin fällt und unerwünschte Gäste dort gedeihen könnten. Aber im Winter?

Optimaler Weise gibt es im Mixed Border ein paar strukturierende Pflanzen, die auch im Winter überirdisch bleiben und sich nicht wie die meisten Stauden in die unterirdische Winterruhe verziehen. Die Aufgabe ist es, das Beet so anzulegen, dass es zu jeder Jahreszeit etwas zu bieten hat und trotzdem für alle Platz ist. Mit einem ausgeklügelten System ist das zu schaffen:

Man bildet Pflanzpartnerschaften!

Neben den Helleborus sind die Leistungsträger in meinen Winterbeeten Gräser und verschiedene winterbelaubten Purpurglöckchen (Heuchera) die es in vielen Farben gibt. Mit etwas Glück bleibt auch der Lavendel über Winter recht ansehnlich.

Bei der Auswahl der Gräser unterscheidet man zwischen denen, die auch im Winter ihre Blätter behalten und denen, deren Blätter zwar vertrocknen, aber auch gut aussehen und sowieso erst im Frühjahr zurückgeschnitten werden, wenn sich Winterlinge, Krokusse und Schneeglöckchen schon der Aufgabe angenommen haben, für erste Farbtupfer in den Beeten zu sorgen.

Und wenn das alles da schon wächst, wo ist der Platz für die Sommerblumen?

Na, auch dort. Die Pflanzen teilen sich den Platz. Direkt und sehr dicht um die Gräser herum wachsten Allium in unterschiedlicher Größe, die dem Beet im Frühsommer Struktur und Höhe verleihen. Das Gras deckt dabei zuverlässig die jungen Triebe des Alliums ab, wenn es nochmal friert und im Sommer seine nicht sehr attraktiven Blätter.

Die Schneeglöckchen und Winterlinge teilen sich den Platz mit einjährigen Sommerblumen, die direkt ins Beet gesät werden können, damit man die kleinen Zwiebeln nicht stört, denn Schneeglöckchen müssen im Boden bleiben, um sich zu vermehren. Das Saatgut sucht sich dann dazwischen seine Lücken und wächst den Sommer über schnell heran und verschwindet im Winter wieder, ohne die Winterlinge und Schneeglöckchen zu beeinträchtigen. Es ist ein bisschen „Gefummel“ im Spätsommer deren Zwiebeln neben den Sommerblumen in den Boden zu bringen, aber es lohnt sich auf jeden Fall! Für die direkte Aussaat von Sommerblumen dazwischen eignen sich zum Beispiel neben Ringelblumen und Löwenmäulchen, auch Tagetes und kleine Sonnenblumen.

Vor allem die großen Flächen, die ab dem frühen Sommer die Funkien (Hosta) mit ihren großen Blättern bedecken, bieten viel Platz für Frühblüher wie Vergissmeinnicht, Krokusse und Märzbecher, die sich, schon verblüht, für das nächste Jahr wieder ausgesät haben, bevor sich unter den Funkienblättern die Sonne verdunkelt.

Es lohnt sich auch, den von Hummeln und Bienen geliebten Lärchensporn anzusiedeln, der ganze Beete mit Blüten überschwemmt und dann wieder verschwindet, um Platz zu machen.

Die Stauden wie Akelei, Rittersporn, Phlox, Sonnenhut, Funkien und Co. stehen im Beet unmittelbar und dicht an dicht neben den Gräsern und Helleborus und wachsen von ganz alleine in die Nachbarschaft hinein, überwuchern und beschatten die Winterpflanzen recht zügig, bevor die Sonne zu kräftig wird.

Anders ist es mit dem Platz für Tulpen und Osterglocken. Deren vornehme Aufgabe im Cottage-Garden ist es, sich mit den Dahlien und Cannas abzuwechseln, die erst sehr spät im Mai so langsam in die Beete kommen. Ich pflanze auf diesen Flächen die Tulpen und Osterglocken in Töpfen als Gruppen direkt in die Erde.

Das hat den Vorteil, dass man sie mit samt den Töpfen einfach wieder rausnehmen kann, um Platz für die anderen zu machen, schont den Boden und sorgt dafür, dass die Zwiebeln in ihren Töpfen in einer versteckten Ecke in aller Ruhe verblühen können, ohne mit dem Anblick ihres Dahinwelkens das Beet zu belasten.