Wer bin ich?

Der April ist im Gärtnerinnenjahr eine große Herausforderung.

Die Versuchungen sind vielfältig und ein Scheitern absehbar. Das Wetter verlockt an manchen Tagen, mutig neue Pflanzen zu setzen oder auszusäen, aber kaum sind die neuen Blumenkinder und Samen in der Erde, folgen Tage und Nächte, die einfach noch zu kalt sind. Selbst wenn es nicht friert- die feuchtkalte Erde ist nicht das, was Pflanzenkinder sich wünschen.

Andererseits wird es auf den Fensterbänken und in der Gewächskiste schon eng.

Und nicht nur darum müssen die ersten Pflanzen jetzt raus, mindestens tagsüber. Den Dahlien gefällt das gar nicht, Tagetes und Wachsblume sind schon recht robust, aber ich beäuge alle akribisch und trage täglich rein und raus oder hole die empfindlicheren Pflanzen auch ganz zurück ins Haus…

In diesem Frühjahr ist der April besonders kühl. Stimmt die Vorhersage, dann werde ich wohl noch eine Weile mit dem „morgens-raus-abends-rein“ weiterarbeiten müssen.

Das kühle Wetter hat allerdings auch sein gutes, denn selten blühen die zahlreichen Narzissen in meinem Garten so lang, wie in diesem Jahr.

Große und kleine, schlichte, gefüllte, strubbelige, wilde, weiße, gelbe, zwei-und dreiblütige Sorten. Es gibt 50 Arten und unzählige Hybride. Eine vieljährige Sammlung der schönen Ziebelpflanzen ziert meine Beete. Wenn man ihnen im Anschluss an die Blüte Zeit lässt, mit den verbliebenen Blättern ordentlich Kraft für das nächste Jahr zu tanken, dann hat man an ihnen lange, lange Freude.

Vor allem zwei Fragen beschäftigen mich im April jedes Jahr erneut: „Tot oder lebendig?“ Und „Was ist das?“.

Nach dem heftigen Frost musste ich schon an zahlreichen Rosen erheblichen Schaden durch sehr starken Rückschnitt beseitigen. Und bei den Kübelpflanzen, die im Winter eingelagert waren, bin ich mir auch nicht ganz sicher, ab da noch etwas kommt?

Das zum Beispiel ist unsere Leicesteria Formosa „Purple Rain“. Erfahrungsgemäß stellt sie sich nur tot und treibt, kurz bevor ich das Warten aufgebe, dann doch noch aus. Aber ich würde nicht darauf wetten wollen.

Bewährte Methoden, wie das Ankratzen der Rinde, um die Vitalität zu prüfen, funktionieren bei ihr nicht und auch ein Rückschnitt bis in vitale Teile ist keine sichere Methode, denn manchmal treibt sie auch aus totgeglaubten Stängeln. Da hilft nur Abwarten und Hoffen.

Zum Glück kann man die „Schöne Leicesterie“ inzwischen auch in Deutschland kaufen. Im schlimmsten Falle gibt es dann im Juni eine neue Pflanze, denn ein Gartensommer ohne sie wäre nicht halb so schön. Die langen Blütenrispen in rot und weiß, aus denen später glänzend dunkelrote Beeren werden, die man sogar zu Marmelade verarbeiten könnte, sind ein besonderer Blickfang und bei den Hummeln sehr beliebt.

Abwarten heißt es auch in den Beeten, die seit Mitte März ungestört bleiben, weil dort jetzt die Nachkommen der Sommerblumen keimen, die sich selbst aussäen und so ganz individuell in die Gartenplanung eingreifen.

Da wächst einiges! Aber was? Pflanzen schon am Keimblatt zu erkennen, ist eine Kunst für sich.

Und nicht immer ist es so eindeutig wie auf dem Foto, wo der Mohn schon deutlich zu erkennen ist und ich auf Grund des Standortes weiß, dass die spindeligen Gerippe um ihn herum Sämlinge der „Jungfer im Grünen“ sind, die dort alljährlich blüht und sich dann erfolgreich aussät.

Oben rechts ist der Sämling des Lärchensporns zu sehen und ich würde mal sagen, die anderen werden entweder Akkelei oder, was wahrscheinlicher ist-Vergissmeinnicht.

In diesem Kübel wachsen zwei Canna, die noch nicht ausgetrieben haben. Und außerdem die Kinder der ehemaligen Beetnachbarn. Die Kleinen mit den spitzen Blättern und dem rötlichen Trieb sind Verbena bonariensis. Eine wunderbare Staude, die sich ebenfalls sehr selbstständig ihre Plätze im Garten sucht und im Sommer mit schwebenden Blütendolden Menschen und Insekten in ihren Bann zieht. Wenn man sie im April nicht aus Versehen weghackt!

Der Rest im Kübel ist definitiv Vergissmeinnicht, etwas Gras und ganz sicher hat es auch die allgegenwärtige Vogelmiere geschafft, sich dazwischenzuschieben. Sei es drum. Sobald ich sie sicher identifizieren kann, muss sie gehen. Die anderen werden, sobald die Canna erwacht und auftaucht, behutsam an andere Plätze verpflanzt.

So ruhen die Beete und wachsen vor sich hin. Wer auf Sommerastern, Astern, Fingerhut, Vergissmeinnicht, Mohn und Co. nicht verzichten möchte, lässt die Hacke besser noch eine Weile im Schuppen!

Der April ist eher ein Monat zum Schauen. Und es gibt einiges zu sehen:

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