Politik braucht Frauen

und Frauen brauchen Politik!

In allen Parteien sucht man geradezu händeringend nach Frauen, die sich in diesem Jahr zur Wahl in ein politisches Amt aufstellen lassen. Und das nicht zum ersten Mal. Mindestens seit der vergangenen Kommunalwahl 2016 hat sich die Suche nach Frauen verstärkt, sind die Forderungen nach mehr Frauen in den Parlamenten lauter geworden.

Gut so? Theoretisch müssten sich die Parlamente also von Legislaturperiode zu Legislaturperiode mit Frauen auffüllen?

Praktisch zeichnet sich aber nicht nur Stagnation, sondern Rückgang an, weil wir nämlich nicht nur neue Frauen suchen, sondern auch laufend Frauen VERLIEREN. Weniger bei Landtag und Bundestag, aber deutlich in den ehrenamtlichen Kommunalparlamenten. Frauen, die den Sprung ins Parlament schon geschafft hatten und auf eine erneute Kandidatur verzichten oder nur noch auf den hinteren Rängen kandidieren. Sie sind nicht böse darum, wenn sie zwar Stimmen für ihre Partei sammeln, aber anschließend nicht mehr in Rat oder Kreistag sind.

Warum? Dazu ist scheinbar alles gesagt.

Unter dem Hashtag „#Ichauchnichtmehr!“ ließen sich ganz sicher interessante Begründungen dazu sammeln. Vielleicht bedarf es einer solchen Bewegung, um endlich mal über die wahren Gründe zu sprechen, die Frauen buchstäblich aus der Kommunalpolitik herausmanövrieren?

Den „gläsernen Deckel“, den es sehr wohl gibt, der oft recht ungeniert ausgelebte Anti-Feminismus, der angeblich zu hohe Selbstanspruch, der macht, das Frauen sich ein solches Amt schlicht nicht zutrauen. Oder auch die fehlende Lust, sich auf dem politischen Parkett unter lauter Männern immer und immer wieder dafür rechtfertigen zu müssen, dass man den Anspruch hat, zu Ergebnissen zu kommen. Und zwar ohne, Verzeihung, „Sack kratzen und Brusttrommeln“, aber sachlich und zügig, damit man sich der nächsten Aufgabe widmen kann. Denn Aufgaben gäbe es genug. Und wenn es um die Sache ginge, dann käme man auch weiter. Lösungsorientiert.

Es geht um die Sache. Aber eben nicht nur um Inhalte. Niemand, der schon einmal erlebt hat, wie sich Gremien und Fraktionen verändern, wenn auch Frauen dort ihren Platz einnehmen, wird bestreiten, dass es einen Unterschied zwischen Politikerinnen und Politikern gibt.

Darum ist es so wichtig, dass es ausreichend von beiden gibt!

Warum funktioniert das nicht? Hier einige Gründe, die ich im Laufe der Debatte gesammelt habe. Und Gründe, die sie relativieren:

Manche Frauen sind wirklich unbrauchbar.

Das mag sein, trifft aber auch auf Männer zu und solche Männer sind durchaus in den Parlamenten aktiv. Was spricht also dagegen, auch die Gruppe der angeblich unbrauchbaren Frauen dort zu platzieren? Das wäre nur gerecht.

Die meisten Frauen wollen gar nicht politisch aktiv werden.

Sie fühlen sich von den Männern und den wenigen Frauen, die das bereits übernommen haben, sehr gut vertreten. Darum durften sie bis 1958 auch keinen Führerschein machen und mussten bis 1977 die Genehmigung des Gatten einholen, wenn sie Erwerbsarbeit nachgehen wollten.

Die meisten Frauen wollten auch nicht zur Bundeswehr und trotzdem gibt es heute in der Truppe Soldatinnen und Soldaten. Im Laufe der letzten Jahrhunderte hat man sehr viele Argumente für Frauen gefunden und warum sie etwas nicht wollten, sollten oder konnten…

Wer sich im Detail informieren möchte, was Frauen alles nicht können, sollen oder wollen, dem sei mit einem Augenzwinkern Jacky Flemings „Das Problem mit den Frauen“ zur lustvollen Lektüre empfohlen!

Die CDU wird doch seit Jahren von einer Frau geführt, es hat sich doch etwas verändert!

Eben. Von einer Frau. Und tatsächlich gibt es nicht nur in der CDU, sondern in allen Parteien großartige, bemerkenswerte und erfolgreiche Frauen, die die Politik verändern. Aber anders als Elisabeth I. , die totalitär über ihre Untertanen herrschte, brauchen Frauen und Männer, die das Glück haben, in einer Demokratie zu leben, zur Veränderung Mehrheiten. Um Politik nachhaltiger weiblicher zu machen, Frauen das Gefühl zu geben, dass sie dort gebraucht und erwünscht sind, reicht der Anteil von 30% an weiblichen Abgeordneten vielleicht nicht aus? Die Basis der Parteien ist auch nicht in Bund und Land zuhause. Es sind die vielen Abgeordneten, die kommunal und ehrenamtlich arbeiten. Hier muss sich zuerst etwas ändern!

Henne oder Ei?

Muss sich also die Kommunalpolitik verändern, damit Frauen endlich ihr Recht auf politische Beteiligung wahrnehmen? Oder sehen wir jetzt endlich ein, dass das so nicht funktioniert?

Die Diskussionen um Art und Weise der Sitzungen, familienfreundliche Rahmenbedingungen, Wickeltische und Kinderbetreuung führen zu nichts, solange die Räte, die darüber entscheiden, zur Mehrheit mit Männern besetzt sind. Im schlimmsten Falle sogar mit Männern, die sich gerne für die besseren Bedingung für Frauen einsetzen und sich wohlgefällig auf die Schulter klopfen, weil sie sich auch für Frauen einsetzen? Danke.

Politik ist ein MACHT.PLATZ. auch ein MACHT.PLATZ für Frauen.

Wer dort sitzt, hat die Macht, Dinge zu verändern! Nicht, wer dort vielleicht mal sitzen möchte.

Fazit:

Auch wenn viel dagegenspricht und manche Frau sich nur schwer vorstellen kann, einen Teil ihrer Freizeit in Gremiensitzungen zu verbringen und abends, statt endlich zu entspannen, in Fraktionssitzungen zusammenkommt- wenn wir die Politik nachhaltig gerechter und nach den Bedarfen aller Bürgerinnen und Bürger gestalten wollen, wenn Frauen selbstverständlich mitentscheiden wollen über das, was die Gesellschaft verändert, dann gibt es nur einen einzigen Weg.

Mehr Frauen in die Parlamente.

Also weg mit den Zweifeln, Eitelkeiten und dem Warten darauf, ob man vielleicht gefragt werden wird. Überlegt, für welche Partei Ihr am ehesten antreten möchtet und meldet Euch dort mit der nötigen Entschlossenheit. Der Satz, den es braucht, ist- „Ich möchte mitbestimmen und im September in den Rat gewählt werden“.

Nur Mut. Wir warten auf Euch!

Im Kreistag in Nienburg gibt es eine überparteiliche Arbeitsgruppe der Kreistagsabgeordneten Frauen, die sich dafür einsetzt, mehr Frauen für die kommunalpolitische Arbeit zu motivieren. Über Petra Bauer, die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, gibt es die Möglichkeiten mit den Kreistagsabgeordneten aus CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke Kontakt aufzunehmen:

Telefon: 05021 967-581
E-Mail: gleichstellungsbeauftragte@kreis-ni.de

Ein Kommentar

  1. Alles gut geschrieben. Mein Eindruck ist, dass zu viele Frauen zu wenig wollen und vor allem nicht die Verantwortung für sich selbst. M. a. W. es ist einfach, schöner und bequemer sich um Partner*In, Sport, Mädels … zukümmern. Vermeintlich keine Zeit für Politik zu haben, dann kann frau so richtig meckern, denn sie war ja an nichts beteiligt. Ich weiß wovon ich spreche, denn ich mache seit über 20 Jahren Parteiarbeit (CDU) und Kommunalpolitik (Kreistag, Gemeinderat). Was hsbe ich mir schon für Geschichten angehört, dass frau Kritik oder Ideen hat, weiß, dass sie sich als Frau einbringen müsste, sich gerne engagieren würde, ABER dies aus xGründen nicht geht. Gerade in dieser Woche, als Frauen wieder ihre Tage hatten (8./9.3.) müsste Frauen einmal mehr der Spiegel vorgehalten werden. Wir brauchen mehr solidarische Frauen, die mitmachen und dranbleiben, damit wir auf allen politischen Ebenen sichtbar sind. Ich bin bereit daran mitzuarbeiten und würde mich auch über einen Austausch mit Ihnen, Frau Weißenborn freuen. Schöne Grüße aus dem Weserbergland Irmgard Lohmann

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