Bennets Seedling, Du machst mich irre!

Englische Rosen haben so ihren eigenen Charakter

Eine andere besondere Rose in meinem Garten ist „Bennet`s Seedling“. Ein englischer Rambler der weiß-rose blüht und mit einer Wuchshöhe von 5 Metern wirklich das ist, was man in englischen Gartenkreisen „vigorous“ nennt…

Unsere Vorgeschichte:

Begann in einer englischen Gärtnerei nahe Norwich 2014. Nach einer umfangreichen Beratung durch die kundige Inhaberin, welche drei Rosen ich mit nach Hause nehmen sollte, um mich für immer an England zu erinnern, fiel die Wahl auf „Penny Lane“ , „Darcey Bussel“ und eben „Bennet´s Seedling“. Diese sollten im neuen Garten den Grundstock meiner exquisiten Rosensammlung begründen.

Die anmutige „Darcey Bussel“, (Bild links über dem Allium) eine Rose aus dem Hause von David Austin, hatte grade erst ihre Auszeichnung als AGM-Rose erhalten, sah nostalgisch aus, ist aber mit allen guten Eigenschaften moderner Rosen gesegnet.

„Penny Lane“ dagegen ist eine lebenserfahrene Kletterrosensorte, die nicht allzu hoch wächst und schöne, leicht bernsteinfarbene Blüten hat, die zu weiß wechseln.

Und eben „Bennet`s Seedling.

In meiner naiven Vorstellung als „Nachwuchsgärtnerin“ der ideale Begleiter, um die auffallend purpurfarbigen Blüten meines „Darcey Bussel“-Strauchs hervorzuheben.

Wieder zuhause, habe ich meine Rosen gepflanzt. „Penny Lane“ direkt an das Rankgitter an der Terrasse, wo sie zwei Jahre lang unter der Trockenheit des Standortes, Mehltau und Rost gelitten hat und schließlich eingegangen ist, weil sie nicht richtig anwachsen konnte.

Und weil wir mit der Umgestaltung noch ganz am Anfang waren, habe ich die beiden anderen Rosen erst einmal in jeweils einem Kübel untergebracht.

Wie dumm kann man sein?

Den Rambler in einen Kübel zu pflanzen ist neben dem Drama um „Fritz Nobis“ ein weitere Beleg für meine damals absolute Unerfahrenheit im Umgang mit Rosen.

Den Rosen schien es zunächst jedoch ganz gut zu gefallen und schon im Frühjahr 2015 ist „Darcey Bussel“ ordentlich gewachsen und auch der Rambler hat sich enorm entwickelt.

Das erste Problem, das man auf dem schlechten (aber einzigen) Foto von 2015 rechts gut erkennen kann- während die eine Rose sehr schön blühte, war von der „berauschenden Blütenfülle“ des Ramblers nichts zu sehen.

Mein Plan, das elegante Purpur der einen Rose mit der üppigen Blüte der anderen zu betonen, war kläglich gescheitert und aus der Lektion habe ich mitgenommen, dass öfter blühende Rosen schon früh im Juni mit der Blüte beginnen und dann eine längere Pause machen, während die einmal blühenden Rambler sich in der Regel dann erst so richtig ins Zeug legen.

You live, you learn, you crash, you burn.

Richtig schlimm wurde es allerdings erst 2016, als ich mit der Gestaltung schon fortgeschritten war und beide Rosen einen anderen Platz zugewiesen bekamen.

Aus dem Kübel zurück ins Beet, kein Problem. Dachte ich.

Und hatte die Rechnung ohne den Rambler gemacht. Der Plan war, mitten im Garten eine große, breite Rankhilfe anzulegen, die gemeinsam mit dem Zaun zum Nachbargrundstück einer Gruppe Kletterrosen als neue Heimat dienen sollte und davor ein großes Beet mit Stauden und Rosen zu bepflanzen, um das große Rosenbeet vor der Terrasse wieder als Thema aufzunehmen und den Garten in Räume zu unterteilen und mehr Platz für noch mehr Rosen zu schaffen.

Was mir inzwischen, wie man auf dem Foto von heute Vormittag sehen kann, am Ende auch gelungen ist. Von links nach rechts schlängeln sich die Kletterrose „,Laguna“, der Rambler „Veilchen Blau“, ein Feuerdorn, eine Hortensie und heute auch (ganz rechts) „Bennet´s Seedling“. Aber bis dahin war es für meinen englischen Rambler und mich ein langer Weg.

Während sich „Darcey Bussel“ leicht aus dem Kübel ins Beet setzen ließ und schon kurz darauf wieder zu blühen begann, war der Rambler überhaupt nicht gewillt, seinen Kübel zu verlassen.

Seine Wurzeln hatten sich untrennbar mit dem Gewebe des Kübels verbunden und bereits Kontakt ins darunter liegende Erdreich aufgenommen, weswegen ich weder den Kübel bewegen noch den Rambler aus dem Kübel ausgraben konnte.

Ich kürze die Geschichte hier mal ab- die Flex musste zum Einsatz kommen und die Rose hat bei dem Gezerre, Geschneide und Gerüttelt ordentlich Federn gelassen. Und mir ihren Unmut dadurch zum Ausdruck gebracht, dass sie 6 Jahre lang an ihrem neuen Platz kein Stück gewachsen ist und natürlich auch nur sehr sehr spärlich geblüht hat.

Doch zum Glück ist auch die Sturheit englischer Rosen begrenzt.

Warum auch immer, im vergangenen Spätsommer hat es sich „Bennet´s Seedling“ dann anders überlegt und quasi über Nacht drei riesige Austriebe gebildet, die den Rambler aus den Tiefen des Beetes am Nachbarszaun hoch nach oben und bis auf die oberste Etage des Rankgitters gebracht hat. In einem Zug vorbei an „Gold Star“ und „Gruß aus Heidelberg“ direkt an die Spitze.

Nach den Erfahrungen mit der Rose hatte ich mich zunächst damit versöhnt, dass sie jetzt eben zwei wilde Triebe gebildet hatte, um endgültig ihren Verdruss zu unterstreichen. Also fixierte ich die langen Ausläufer und überließ sie dem langen Winter. Abschneiden konnte ich sie im Frühjahr immer noch oder eben lassen, weil auch Wildrosen ganz attraktiv sein können.

Doch weit gefehlt- der Frühling kam und mit ihm ein sagenhaftes Meer an Blütenknospen! Damit dekoriert „Bennet`s Seedling“ nun auf einer Fläche von 4 Metern alle seine Nachbarn, vor allem, weil er sehr grazil in „Veilchen Blau“ hineinwächst und einen tollen Hintergrund für die Rittersporne bildet, deren zartes blau-violett vor seinen cremefarbenen Blüten schön zur Geltung kommen.

Und der „vigorous Rambler“ hat bereits durch zwei neue kräftige Austriebe signalisiert, dass er darüber nachdenkt, seine volle Größe von 5 Metern endgültig ins Spiel zu bringen.

Er wird es noch soweit treiben, dass ich im Herbst etwas zurückschneiden muss, damit er die anderen nicht verdrängt.

Im Augenblick erfreut er jedoch vor allem Bienen und Hummeln, denn der bereits 1840 von Züchter Bennet hervorgebrachte Rambler ist nicht nur wunderschön, er ist auch eine echte alte Rosensorte und offensichtlich nektartragend.

Kuriosum an meiner gemeinsamen Geschichte mit „Bennet´s Seedling“ :

Inzwischen blüht er tatsächlich auch parallel zu „Darcey Bussel“, nur eben nicht mehr an ihrer Seite.

Ein Rambler ist keine „Hintergrund“ für irgendjemand anderen, er ist ein Star und liebt die volle Aufmerksamkeit. 😉

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