Kapitel 1- Es ist, wie es ist

Es ist wie es ist und das geht auch! Meine Beete sind nicht alle drei Meter tief. Und bei der Gartengestaltung spielen bei uns auch so banale Fragen wie „Wohin mit der Wäscheleine? Dem Grill, den Gartenmöbeln im Winter?“ eine elementare Rolle.

Einige der Beete sind nur knapp zwei Meter tief und- man schaut in einem kleinen Garten immer direkt in die Beete. Man steht quasi mittendrin und hat alles direkt vor der Nase.

So sehen meine Beete Anfang März aus. Ich kann den Blick nicht auf eine sich hinter dem Garten ausstreckende Landschaft lenken und vernachlässigen, dass in den prachtvollen Beeten des Sommers im Winter kaum etwas los ist. Im Sommer den Garten erblühen zu lassen ist keine große Kunst- die wahre Herausforderung ist der Garten im Winter!

Der Winter, also die Gartenzeit von November bis Februar, ist aber auch die einzige Zeit, in der ich schneller bin, als der Garten! Den Rest des Jahres arbeitet man dem enormen Pflanzenwachstum hinterher, jetzt kann ich in Ruhe planen und verändern.

Grundsätzlich ist es natürlich Geschmacksache, aber der Cottage-Garden ist ein eher informeller Garten. Es tut ihm gut, wenn man ihn nicht mit graden Linien einzwängt. Geschwungene Beete und Wege, aber auch in der Höhe variierende Bepflanzungen machen ihn interessant und tragen dazu bei, dass er etwas größer wirkt, als er tatsächlich ist. Und auf den kurvigen Wegen ist man nicht nur unterwegs von A nach B- man wandelt immer durch den Garten, an den Beeten entlang. Auch in einem kleinen Garten sollte man darum nicht mit einem Blick das ganze Gelände überschauen können. Das macht neugierige darauf, den Rest zu entdecken.

Dabei hilft es, in verschiedenen Ecken des Gartens, zusätzlich zur Terrasse, Sitzgelegenheiten zu schaffen, um mit unterschiedlichen Ausblicken auf den Garten schauen zu können.

Ich sitze sehr gerne auch mal so, dass ich das Haus sehen kann. Um herauszufinden, wo es sich gut sitzt, reicht zunächst ein Stuhl, den man mal hierhin, mal dorthin stellt, um den Ort auf sich wirken zu lassen.

Ich habe in meinem Garten ein Gartenbüro, das recht versteckt liegt und einen Platz, wo morgens schon die Sonne scheint und an dem ich früh sitze und meinen Tee oder Kaffee genieße, wenn es noch ruhig ist. Und natürlich gibt es auch einen Sitzplatz, von dem aus ich auf den Teich schauen kann. Und rund um dieser Punkte gestalte ich dann die Beete. Und zwar so, dass sie gut aussehen, wenn ich direkt „in“ ihnen sitze, ohne dabei den Blick für das Gesamte aus den Augen zu verlieren.

Das klingt komplizierter, als es ist, denn ich sehe ja, was nicht passt und das kann man dann ändern. Ausprobieren bringt dabei den Erfolg, denn gleichzeitig gewinnt man an Erfahrung und Übung, sich zu gedulden. Mal eben schnell… das gibt es im Garten nicht, wenn man mit seinem Garten wachsen möchte. Erst über die Jahre entwickelt sich der Garten zu einer eigenen Persönlichkeit. Die dann auch viel über die Persönlichkeit der Gärtnerin verrät. Aber das ist eine andere Sache.

Der Freude am Garten geht eine wichtige Erkenntnis voraus- ein Garten macht Mühe. Er macht Arbeit und ist manchmal auch anstrengend. Aber genau diese Arbeit ist es, die auch die Freude am Garten produziert- das Gefühl, etwas gestaltet zu haben, wachsen zu lassen, einen Ort zu schaffen, an dem man zur Ruhe kommt und Anregung findet. Garten ist kein Wettbewerb, er ist Teil des Lebens. Er ist das Stück Natur, in dem ich zuhause bin.