Der Sommer im Garten beginnt im März

Mit der Aussaat der Sommerblumen.

Man kann eine Menge Geld für Pflanzen im Garten versenken, keine Frage, aber das muss man nicht, denn die meisten Sommerblumen kann man aus Saatgut ziehen.

Das ist nicht nur viel, viel günstiger und produziert mehr Pflanzen auf einmal, man hat auch eine um ein Vielfaches größere Auswahl an Sorten und Varianten, als der tollste Gartenmarkt je vorhalten könnte.

„Aussäen? Das funktioniert bei mir nicht!“

Gut, das wäre ein Argument. Aber vielleicht hilft dieses kleine Editorial dabei, das Aussäen, Keimen und Wachsen von Pflanzen besser zu verstehen. Denn dann klappt es auch. Nicht immer und nicht mit allem, aber doch mit einer erkläglichen Zahl an Pflanzen und dem guten Gefühl, dem Wunder der Natur beim Wachsen zugesehen zu haben.

Machen wir also einen Ausflug in die Welt der Sommerblumenkinder, wo alles in der Regel mit einer Tüte beginnt.Oder besser- mit Tüten so wie diesen.

Das sind meine Sonnenblumen 2023. Sechs verschiedene Sorten von klein und gefüllt bis riesig und rot. Ein Geschenk zu meinem Geburtstag im Dezember, der Jahreszeit, wo man grade fast gar nichts aussäen kann. ;-/

Und damit wären wir schon bei Punkt 1:

Wer, wann und wo?

In den Köpfen der meisten Menschen ist das Frühjahr die Zeit, in der man Blumen aussäen kann.

Tatsächlich werden aber eine ganze, sogar ziemlich große Gruppe von Sommerblumen bereits im Spätsommer oder im Frühherbst ausgesät. Dabei unterschieden sich zwei Gruppen:

Die „Zweijährigen

Dazu gehören zum Beispiel Vergissmeinnicht, Fingerhut und Königskerze. Wer jetzt grade eine Tüte dieser Samen in den Händen hält, muss noch warten, denn die Zweijährigen sind Sommerblumen, die sich in der Regel auch selbst aussamen würden, wenn sie im Sommer Samen gebildet haben.

Wenn es noch in diesem Frühjahr Vergissmeinnicht sein müssen, dann hilft nur der Gang in die Gärtnerei!

Je nach Sorten sind also Ende Juni bis September die Monate, wo man diese Samen direkt an Ort und Stelle oder in Saatschalen ausbringt, damit sich die Jährlinge bilden, die dann im darauffolgenden Jahr erst blühen.

Der Vorteil liegt auf der Hand- im Sommer ist der Boden schön warm und man kann dort säen, wo die Pflanzen später auch wachsen sollen. Allerdings ist nicht jeder Standort geeignet und darum empfiehlt sich eine Aussaat an unterschiedlichen Stellen, um den idealen Platz zu finden. Oder eben eine Aussaat in Schalen, um dann später die kräftigen Jährlinge an ihre Standorte zu pflanzen.

Schwieriger sind die sogenannten „Kaltkeimer“

Eine ebenfalls größerer Gruppe von Sommerblumen, die ihre Samen im Sommer und Herbst in die Beete fallen lassen, aber keine Jährlinge mehr bilden, sondern deren Samen im Winter im Boden ruhen, um dann, nach der kalten Zeit, im Frühjahr auszukeimen.

Dazu gehören zum Beispiel auch Akkelei und Witwenblume, Bärlauch und, obwohl es nie auf den Saattüten steht- der schöne Bartfaden.

Man erkennt seine Kaltkeimer bei der Frühlingsaussaat daran, dass sie entweder gar nicht oder nur sehr sehr langsam keimen und dann meistens im gleichen Sommer nicht mehr blühen.

Es gibt jedoch einen Trick, der Abhilfe schafft: Wenn man in der Sammlung der Saattüten im Frühjahr Kaltkeimer findet, die noch nicht draußen im Boden sind, dann helfen ein paar Tage im Gefrierfach und ein anschließender 2 wöchiger Aufenthalt im Kühlschrank, um den Winter noch zu simulieren und danach erst auszusäen

Einen guten Überblick zum Thema bietet: https://www.gartenlexikon.de/kaltkeimer/

Nachdem nun die erste wesentlich Herausforderung zum Thema „Sommerblumen aus Samen“ erfolgreich abgehandelt ist, betrachten wir jetzt mal Punkt 2, nämlich das sehr wichtige

Wie

Ein Garant für das NICHTgeligen der Aussaat ist neben der falschen Erde oder dem falschen Gefäß definitiv die falsche Saattiefe…

Manchmal hat man Glück und der Saatguthersteller notiert die Saattiefe oder den Hinweis „Lichtkeimer“ auf der Tütenrückseite. Oft hilft das Internet im Zweifelsfalle weiter, aber NIEMALS sollte man mit dem Aussäen beginnen, bevor man nicht auch die Frage der Saattiefe geklärt hat. Im Zweifelsfalle durch Recherche und Gegenrecherche.

Hier zwei Beispiele- der Sonnenhut (Echinacea) und die Präriezapfenblume (Ratibida columnifera var. Pulcherrima)

Beide könnte man auch ab Mai direkt ins Beet säen, ich säe sie lieber früher im Haus aus und lasse sie auch relativ lange in der Anzuchttöpfen, denn beide sind auch bei Schnecken sehr beliebt und um in meinen Mixed Borders zu bestehen, brauchen die Pflanzen eine gewisse Größe und Durchsetzungskraft. 😉

Bei der Freilandaussaat der Lichtkeimer liegt auch noch ein anderes Problem auf der Hand, das man vom Rasen kennt- das Saatgut verleiben sich gerne die Spatzen ein.

Die Sämlinge, die länger im Topf bleiben sollen, werden von mir in einen Tief-Wurzel-Einsatz gesät. So ist mehr Platz für die Wurzeln und ich muss erst später umtopfen. Das ist vor allem gut, um die zarten Wurzeln nicht zu früh zu stören, denn jedes Umtopfen ist Stress für die Pflanzen und kann dazu führen, dass sie nicht weiter wächst. Vor allem Zinnien reagieren sehr empfindlich, müssen darum nach der Keimung im nächsten Schritte ins Freilandgemüse ausgepflanzt werden.

Und zwar direkt mit dem Pflanztopf, darum bieten sich die von mir ansonsten nicht so geliebten Kokosnussplatten zur Aussaat von Zinnien an. Sobald die Wurzeln aus dem Ballen wachsen, kommen sie an ihren Standort im Garten.

Direkt ins Beet Ende Mai geht natürlich auch, aber, die Keimblätter der Zinnien sind eine absolute Schneckendelikatesse!

Um das Risiko zu streuen, säe ich also im Haus aus und ziehe vor und ergänze dann ab Ende Mai die Standorte durch Direktsaat. Diese zweite Lage Zinnen blüht später, wenn die vorgezogenen Zinnien sich bereits wieder verabschieden.

Aber zurück zur Saattiefe

Manche Lichtkeimer wollen wirklich AUF der Erde liegen. Zu diesen Pflänzchen gehört auch die Präriezapfenblume .

Bei Aussaat im Haus ist das unproblematisch, einzig die Oberflächenfeuchtigkeit muss man im Auge behalten, denn ALLE Samen quellen zunächst auf, bevor sie keimen.

Dieser Quellprozess findet nur einmal statt. Wird er durch Austrocknung unterbrochen, dann keimt da gar nichts mehr.

Vor allem Lichtkeimer müssen also täglich etwas besprüht werden, damit sie nicht austrocknen. Wenn man die Keimblätter sieht, kann das wieder reduziert werden.

Grundsätzlich dürfen aber auch die winzigen Keimlinge nicht austrocknen, bis sie ein zweites Keimblattpaar ausgebildet haben. Wenn man sich die winzigen Wurzeln ansieht, ist schnell klar, warum das so ist.

Andere Samen, wie der Sonnenhut, möchten mit ein wenig Erde überdeckt werden, die Tagestes lieben es sogar 1 cm tief gepflanzt zu werden, sonst keimen sie nur schlecht.

Jede Pflanze hat ihre eigenen Anforderungen. Wenn man die beim Aussäen berücksichtigt, dann stellen sich auch ganz sicher erste Aussaterfolge ein. Nur Mut!

Und wer es bis hierhin geschafft hat, kann sich, je nach Sorte, nach 10 bis 21 Tagen über die Sommerblumenkinder freuen, die dann nach zwei weiteren Wochen zum Großteil in den nächsten Lebensabschnitt als Jungpflanzen starten und in 8×8 cm Töpfe vereinzelt oder eben in die Beet gepflanzt werden.

Wenn es warm genug ist, können die Kleinen auch schon in den Saatträgern nach draußen, allerdings nicht „von jetzt auf gleich“, sondern nach einer Woche der langsamen Eingewöhnung an Sonne und Temperaturen. Aber die „rein- und raus-Rennerei“ mit den Pflanzen lohnt sich, denn diese Pflanzen machen im Sommer eine besonders gute Figur- sie sind in ihrem Garten aufgewachsen und an alles gewöhnt, fest eingewurzelt und besonders vital.

Das können die fertigen Pflanzen, die man im Gartenbau kauft nicht von sich behaupten. 😉

Auch nicht unwichtig: diese Pflanzen haben einen viel besseren CO2-Fußabdruck!

Aus der Tüte in den Garten: Tagetes, Ringelblumen, Kapuzinerkresse und Grünkohl

Die wichtigen Erfolgsfaktoren für erste selbstgezogene Sommerblumen sind schnell aufgezählt:

  1. Gutes Saatgut
  2. Saubere, am best frisch abgewaschene Aussaattöpfe, damit nur die Samen keimen und keine Pilze wachsen…
  3. Die richtige Erde- unbedingt ohne Dünger, am besten Aussaaterde frisch aus der Tüte.
  4. Ein warmes Plätzchen mit Licht im Haus
  5. Regelmäßiges Befeuchten
  6. Geduld, manche Samen brauchen etwas länger

Viel Erfolg!

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